Corona, die Krise der Stadt und die Chance des Ländlichen
Online Veranstaltungsreihe
In sieben Expertengesprächen gingen die Mecklenburger AnStiftung, die Friedrich-Ebert-Stiftung MV und die Europäische Akademie M-V den aktuellen Entwicklungen auf den Grund, wie das Landleben zum Vorteil in der Krise werden kann.
Worum geht’s?
Wir leben in einer Zeit plötzlicher unvorhersehbare Veränderungen. Nicht erst mit Corona. Der wissenschaftliche Begriff dafür lautet Disruption, wörtlich (Zer)störung. Karriere machte er mit der Digitalisierung und dem Internet: Für unerschütterlich gehaltene Abläufe und Geschäftsmodelle kamen unter die Räder der digitalen Revolution. Der neue Disruptionsfaktor heißt Corona und betrifft das lang gewohnte Zusammenspiel von Wohnen, Arbeiten, Konsumieren, Bildung, Freizeit, Gesundheit… Bis Anfang dieses Jahres wurde kaum hinterfragt, dass man all dies idealerweise in der Stadt – der Großstadt oder besser noch Metropole – findet. Corona macht nun die Stadt krank. Wortwörtlich mit Infektionen: Städte wie Hamburg und Berlin verzeichnen im Vergleich zu den umliegenden ländlichen Räumen weit höhere Zahlen an Infektionen und auch Todesraten.
Plötzliche wird das Landleben zu einem Vorteil mit vielen Facetten. Es passt in dieses Bild, dass zum Beispiel Mecklenburg-Vorpommern gerade wieder für das erste Halbjahr 2020 einen gewachsenen Wanderungsgewinn verzeichnet. Mit insgesamt sieben Expertengesprächen möchten wir – die Mecklenburger AnStiftung, die Friedrich-Ebert-Stiftung MV und die Europäische Akademie M-V – diesen aktuellen Entwicklungen auf den Grund gehen und das Zusammenspiel von Land und Stadt – insbesondere unter dem Eindruck der aktuellen Krise – aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchten. Jede Veranstaltung findet online statt und bietet neben einem Kurzvortrag ausreichend Zeit für Anmerkungen und Diskussionen.
Teilnahme
Die Teilnahme ist für alle Interessierten kostenlos. Um vorherige Anmeldung wird gebeten. Nach Ihrer Anmeldung erhalten Sie die Zugangsdaten.
Für Anmeldungen und Rückfragen stehen wir Ihnen gern jederzeit unter oder unter 03991 153711 zur Verfügung. Wir freuen uns auf Ihr Interesse.
Programm
24. November 2020 – 18:00 Uhr
Stadt – Land: Alles im Fluss
Dr. Niklas Maak, Frankfurter Allgemeine Zeitung
26. November 2020 – 18:00 Uhr
Das Ländliche als Ort der Möglichkeiten vor, während und nach der Pandemie
Dr. Julia van Lessen, Geographisches Institut der Johannes Gutenberg Universität Mainz
01. Dezember 2020 – 18:00 Uhr
Gleichwertige Lebensverhältnisse – mehr als eine gute Idee?
Prof. Dr. Berthold Vogel, Soziologisches Forschungsinstitut der Georg August Universität Göttingen
03. Dezember 2020 – 18:00 Uhr
Zweiheimisch? – Über Erwartungen und Erfahrungen, Rechte und Pflichten bei Zweitwohnsitzen auf dem Land
Matthias Crone, Bürgerbeauftragter des Landes Mecklenburg-Vorpommern
08. Dezember 2020 – 18:00 Uhr
Politik der Idylle: Repräsentationen des Landes zwischen Sehnsucht, Entschleierung und Instrumentalisierung
Prof. Dr. Florian Dünckmann, Geografisches Institut der Christian Albrechts Universität Kiel
10. Dezember 2020 – 18:00 Uhr
Stadtkultur – Landkultur: Pionierstrategien für ländliche Räume am Beispiel von Mecklenburg-Vorpommern
Prof. Dr. Wolfgang Vogt, Kulturforum PAMPIN
15. Dezember 2020 – 18:00 Uhr
Reibungswärme – Die konstruktive Spannung zwischen Bewährtem und Neuem für das Heimatengagement
Dr. Anna-Konstanze Schröder, Heimatverband M-V e.V.
Referierende
Matthias Crone
Jahrgang 1958, ist in Ankum nördlich seiner Geburtsstadt Osnabrück aufgewachsen. Nach dem Studium der Rechtswissenschaften in Bonn und Innsbruck leistete er seinen Wehrdienst ab und trat nach Abschluss seiner Referendarausbildung 1986 als Rechtsreferent in den Dienst des Bistums Osnabrück ein.
Im Juni 1990 wurde er zur Unterstützung in das Bischöfliche Amt Schwerin entsandt, wo er zunächst als Jugendbildungsreferent und Justitiar tätig war. Mit Gründung des Erzbistum Hamburg übernahm er 1995 die Leitung des nun Erzbischöflichen Amtes. In dieser Funktion war er auch Beauftragter der katholischen Bischöfe gegenüber dem Land und war an vielen Verhandlungen zwischen Staat und Kirchen beteiligt.
Im Jahr 2007 wechselte Matthias Crone in die Staatskanzlei und wurde Stellvertretender Regierungssprecher der SPD/CDU-Koalition unter den Ministerpräsident Ringstorff und Sellering. Ein Schwerpunkt war dabei die europäische und insbesondere die deutsch-polnische Zusammenarbeit.
Seit 2012 ist Matthias Crone der vom Landtag gewählte Bürgerbeauftragte des Landes Mecklenburg- Vorpommern. Er nimmt dabei auch die Aufgaben eines Behindertenbeauftragten des Landes wahr. Matthias Crone ist mit einer Ärztin verheiratet und Vater von drei erwachsenen Kindern. Der Katholik singt gern im Kirchenchor und sucht Ausgleich bei ausgedehnten Wanderungen mit Freunden und Familie.
https://www.buergerbeauftragter-mv.de/der-buergerbeauftragte/zur-person/
Prof. Dr. Florian Dünckmann
Jahrgang 1965. Er studierte Geographie an der Universität Kiel und promovierte dort über die sozialen Auswirkungen von Naturschutzmaßnahmen im Atlantischen Küstenregenwald Brasiliens. In einem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft finanzierten Projekt erforschte er anschließend den politischen Wandel in ländlichen Gemeinden Norddeutschlands. Nach Zwischenstationen an den Universitäten Marburg, Tübingen und Lüneburg erhielt er 2009 eine Professur für Politische Geographie an der Universität Bayreuth. Im Jahr 2010 kehrte er an seine akademischen Wurzeln zurück und trat eine Professur für Kulturgeographie am Geographischen Institut der Universität Kiel an. Heute ist er außerdem Mitglied der Kiel School of Sustainability.
https://www.kulturgeo.uni-kiel.de/en/staff/florian-duenckmann
Dr. Julia van Lessen
(geb. Rössel) ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Geographischen Institut der Johannes Gutenberg- Universität Mainz in der Arbeitsgruppe Kulturgeographie. Nach dem 1. und 2. Staatsexamen für das Lehramt an Gymnasien für die Fächern Geographie und Germanistik und ihrer Promotion zum Dr. phil. mit der Arbeit „Auf der Suche nach dem guten Leben. Raumproduktionen durch Zugezogene in der Uckermark“(2014) forscht und lehrt sie heute im Bereich Sozialgeographie. Ihre Themenschwerpunkte sind Geographien des Ländlichen, Produktion von Raum, Mediengeographie, Nachbarschaft und Alltagsleben. Feldforschungserfahrung mit dem Schwerpunkt in der qualitativen Sozialforschung hat sie in Deutschland, Spanien und Marokko gesammelt. In Ihrem Habilitationsprojekt beschäftigt sie sich mit Nachbarschaften als Orte der Nähe.
Weitere Informationen unter www.geo.uni-mainz.de/vanlessen
Dr. Niklas Maak
Jahrgang 1972. Er studierte in Hamburg und Paris Kunstgeschichte, Philosophie und Architektur und promovierte 1998 zur Entwurfstheorie bei Le Corbusier und Paul Valéry. Er lehrte Architekturgeschichte und -theorie in Harvard und als Gastprofessor an der Frankfurter Städelschule. Nach einigen Jahren bei der „Süddeutschen Zeitung“ kam er 2001 alsRedakteur zum Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, wo er zuständiger Redakteur für Architektur ist und zusammen mit Stefan Trinks das Kunstressort leitet. Im Hanser Verlag veröffentlichte er unter anderem den Essay „Der Architekt am Strand“ (2010), den Roman „Fahrtenbuch“ (2011) sowie „Wohnkomplex. Warum wir neue Häuser brauchen“ (2014). Für seine Schriften wurde er unter anderem mit dem George F. Kennan Award, dem BDA-Kritikerpreis und dem Henri-Nannen-Preis ausgezeichnet.
https://de.wikipedia.org/wiki/Niklas_Maak
Dr. Anna-Konstanze Schröder
ist Kind von Förstern und hat ihr Zuhause in einer alten Försterei im Poggendorfer Forst bei Loitz gefunden. Sie arbeitet als Geschäftsführerin beim Heimatverband Mecklenburg-Vorpommern. Hier unterstützt sie Ehrenamtliche im Land Mecklenburg-Vorpommern, die sich für ihren Ort und ihre Region engagieren. Es geht darum das gemeinschaftliche Leben gemeinsam zu gestalten, Traditionen zu Leben und für die eigene Generation zu gestalten. Es geht um den Schutz der Umwelt und Kulturlandschaft, Immaterielles Kulturerbe wie die niederdeutsche Sprache, Kleidung, Tanz, Musik und Bräuche, Denkmalschutz und Baugestaltung, Heimatforschung wie Ortschroniken, Familienforschung und Heimatstuben, nicht zuletzt maritime Kultur. Im Studium hat sie sich mit Psychologie und Religionswissenschaft befasst – den Abgründen und Höhenflügen der menschlichen Seele. In Greifswald ist sie unter die Traditionsschiffer gefallen und hat die Sehnsucht nach dem Meer entdeckt. Zwischenzeitlich hat sie in der Schweiz gearbeitet. Dort hat sie das Heimweh ausgehalten, um nicht an Fernweh leiden zu müssen. Inzwischen ist es umgekehrt.
Der Heimatverband Mecklenburg-Vorpommern: www.heimatverband-mv.de
Profil bei Academia.edu: https://unibe-ch2.academia.edu/AnnaKonstanzeSchroeder
Webseite aus der Zeit als Gastwissenschaftlerin am Käthe-Hamburger-Kolleg: https://ceres.rub.de/de/personen/anna- konstanze-schroeder/
Prof. Dr. Berthold Vogel
Jahrgang 1963, lebt sehr gerne in Göttingen an einem Ort, der weder Stadt noch Land ist, aber eben auch Stadt und Land!
Geschäftsführender Direktor des Soziologischen Forschungsinstituts (SOFI) Göttingen an der Georg- August-Universität, Sprecher des Göttinger Standorts im bundesweiten Forschungsinstitut Gesellschaftlicher Zusammenhalt (FGZ), Herausgeber der Publikationsreihe „Öffentliche Güter und Sozialer Zusammenhalt“, Beratungs- und Gutachtertätigkeiten in Bundes- und Landesministerien, Gutachter für die Deutsche Forschungsgemeinschaft, Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats der Hans-Böckler-Stiftung, Berater der Deutschen Bischofskonferenz.
Forschungsschwerpunkte: Arbeit und Mittelschicht, Staat und Recht, Gemeinwohl und öffentliche Güter.
https://de.wikipedia.org/wiki/Berthold_Vogel
http://www.sofi-goettingen.de/nc/personen/detail/name/berthold-vogel/
Prof. Dr. Wolfgang Vogt
Jahrgang 1940, ist Sozialwissenschaftler und hat mit seiner Frau Dipl.-Psych. Ortrun Venth-Vogt 2006 das kulturforum Pampin als gemeinnützige GmbH gegründet. Laut Satzung ist die Zielsetzung: Förderung von Kunst und Kultur, Wissenschaft und Frieden und Gewaltprävention. Die Kurz-Vita weist ihn als Experten für Friedens- und Konfliktforschung aus:
- 1971-2005 Dozent und Leitender Wissenschaftlicher Direktor im Zivilen Fachbereich Sozialwissenschaften an der Führungsakademie der Bundeswehr, Hamburg
- 1992-1997 Vorsitzender der AG für Friedens- und Konfliktforschung e.V., Bonn
- 1996-2000 Vorsitzender der Herausgeberschaft der Vierteljahreszeitschrift „Wissenschaft undFrieden“
- 1998-2000 Konzeption / Realisation der Ausstellung „Vom Kult der Gewalt zur Kultur desFriedens“ auf der Burg Schlaining / Österreich als Vorbereitung für die Gründung des „Europäischen Friedensmuseums“ anlässlich des Millenniumprojektes der UNESCO „Culture of Peace“
- seit 2000 Vorsitzender der Jury des Göttinger Friedenspreises der Roland-Röhl-Stiftung
- 2003 Konzeption / Realisierung der Ausstellung „gewaltfrei – Konflikte im Alltag ohne Gewalt lösen“ auf der Burg Kühndorf, Thüringen
- 2004-2014 Honorar-Professor für Friedens- und Konfliktforschung an der Philipps-Universität Marburg im Fachbereich Gesellschaftswissenschaften und Philosophie
- seit 2006 Mitglied der AG Jugendkriminalität des Landespräventionsrates M-V
- 2008-2009 Konzeption / Realisation des Corsos der Skulpturen in Parchim anlässlich derBUGA in Schwerin
- 2008-2011 Mitglied des Kulturbeirats im Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kulturdes Landes M-V, seit 2016 stellvertretender Vorsitzender des Kulturrates M-V
- Sprecher des Kunst- und Kulturrates des Landkreises Ludwigslust-Parchim
- https://www.pampinerhof.de/
Moderation
Dr. Wolf Schmidt, Mecklenburger AnStiftung
Jahrgang 1952, ist Stifter und Vorsitzender des Stiftungsrates der Mecklenburger AnStiftung. In der Hamburger Körber-Stiftung hat der studierte Historiker 27 Jahre – davon sieben Jahre als Vorstand – nationale und internationale Projekte realisiert und Verantwortung für die Entwicklung einer der größten deutschen Stiftungen getragen. Mit seiner „Stiftungspraxis“ PhiPolisConsult hat er 2008 bis 2018 Stiftungen und gemeinnützige Projekte im gesamten deutschsprachigen Raum beraten. Seit 2010 wohnt er dörflich in Dobin am See. Dr. Schmidt ist seit 2011 Sprecher des Landesnetzes der Stiftungen in Mecklenburg-Vorpommern. 2012-2015 war er Ko- Vorsitzender der Denkwerkstatt „BÜRGER.INNEN.LAND MV“. 2017 hat er mit der AnStiftung die „Initiative Neue Ländlichkeit“ gestartet. In der Schriftenreihe der Herbert Quandt-Stiftung ist sein Essay „Die Kunst des Bleibens – Wie Mecklenburg-Vorpommern mit Kultur gewinnt“ erschienen, im „Aktionsprogramm Nachhaltige Landwirtschaft in MV 2015“ sein Beitrag „Dörfer im Garten der Metropolen“. 2017 erschien „Luxus Landleben. Neue Ländlichkeit am Beispiel Mecklenburgs. Über Neue Ländlichkeit schreibt er u.a. in www.landblog-mv.de. www.dr-wolf-schmidt.de